Oder: Wie aus einem alten Sofa ein echter Hingucker wird.
mehr lesenDer Titel einer nicht ganz unumstrittenen Sendung aus dem Bereich des Privatfernsehens schien uns mehr als passend für unser aktuellstes Projekt. Ein nicht mehr ganz taufrisches Sofa spielt in diesem Fall die Hauptrolle. Lange im Familienbesitz fristete es über Jahre ein wenig glamouröses Dasein im Keller und wartete nur darauf eines Tages wiederentdeckt zu werden und ins Rampenlicht zurückzukehren.
Als unverwechselbares, weil asymmetrisches Einzelstück hatte es alle Voraussetzungen für den ganz großen Auftritt. Wie alt das Möbel tatsächlich ist, ist nicht mehr ganz zu klären. Die Form allerdings stammt schon aus den späten 20ern und ist eine Spielart des Art Deco.
Aus den Tiefen des Kellers gelang diesem ungewöhnlichen Sitzmöbel nun also der Wiederaufstieg zum Establishment. Dazu brauchte es einen hervorragenden Polsterer mit seiner handwerklichen Kompetenz und die fachkundige Beratung bei der Auswahl der Polsterstoffe.
Wenn uns so ein Vorhaben vorgestellt wird, gilt es natürlich, vor der Präsentation einzelner Stoffe, einige Fragen zu klären: Wo wird das gute Stück stehen – einzeln, oder im Verbund mit anderen Sitzmöbeln; an einer Wand, oder frei im Raum; und in welchem Raum überhaupt? Üblicherweise würde man bei einem Sofa dieser Größe ja beinahe zwangsläufig davon ausgehen, dass ein Wohnzimmer der prädestinierte Einsatzort ist. In unserem Fall aber, sollte das zu neuem Leben erweckte Möbel jedoch als Solitär im Speisezimmer platziert werden.
Schauplatz für den atemberaubenden Auftritt dieses extravaganten Schmuckstücks ist eine großzügige Altbauwohnung, mit all den entsprechenden Merkmalen, die diese Art des Wohnens für viele so begehrenswert macht: hohe Decken, Stuck und ein altes Eichenparkett im klassischen Fischgrätmuster verlegt. Zu diesen ganz ursprünglichen Rahmendaten einer Berliner Altbauwohnung gesellte sich dann noch eine außergewöhnlich mutige und dennoch mehr als stimmige Raumgestaltung seitens der Bewohner. Die Wände des Esszimmers sind mit einer sattgrünen Glasfasertapete tapeziert, die Vorhangschals mit Ringen ganz schlicht auf einer Stange zweifarbig in gelb-grün.
Auftritt Sofa! Dort, wo man üblicherweise ein Sideboard, eine Anrichte oder gar ein Möbel mit rein dekorativem Nutzen erwarten würde, steht nun das Sofa allein vor der grünen Wand. Mit dem ausgewählten Polsterstoff aus einem Grundgewebe aus grauem Leinen und dem erhabenen Muster aus rotem Velours, der einen grandiosen Kontrast zur grünen Wand bildet, würden wir, um im Bild zu bleiben, behaupten: Das ist ganz großes Kino!
Dass dieses großartige Stück nun so in Szene gesetzt werden konnte, liegt natürlich auch an der erstklassigen Polsterarbeit. Beim Beziehen wurde penibel darauf geachtet, dass exakt auf Muster gearbeitet wurde. Keinerlei Verschiebungen stören das harmonische Gesamtbild des beinahe grafisch und doch auch etwas verspielten Musters, das mit seiner geschwungenen Grundform die Rundungen des Sofas perfekt aufgreift.
Dieses besondere Sofa, das mit seinem eigenwilligen, asymmetrischen Auftritt, sofort ins Auge sticht, weil es als gelungene Kreuzung zwischen einem klassischen Sofa und einer Récamiére gelten kann, ist definitiv das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ des ohnehin schon beindruckenden Speisezimmers. Darüber hinaus erweitert es die Funktion des reinen Esszimmers hin zu einem weiteren Wohnraum. So am Fenster platziert lädt das Sofa ein zu einer gemütlichen Lesestunde, oder einem kleinen Nickerchen nach Tisch. Bevor es „Zu Tisch, bitte!“ heißt, wird sich hier der ein oder andere Gast schon mal während des Aperitifs niederlassen.
Die Wiederbelebung dieses Möbels darf sicherlich als eine weitere Episode im bekannten Genre „Wie Phönix aus der Asche“ gesehen werden.