Wie viele Antiquitäten mit Posamenten im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert, verdankt auch das prachtvolle Sofa, um das sich unser jüngstes Projekt dreht, sein „zweites Leben“, der Existenz eines Online-Auktionsportals. Nach dem Countdown „drei, zwei, eins – meins“, wechselt Omas Erbstück oder der berühmte „Dachbodenfund“ den Besitzer. So auch in diesem Fall. Darüber hinaus hatte der neue Eigentümer besonderes Glück, da das gute Stück zum Schnäppchenpreis in seinen Besitz überging. Die Alteigentümer hatten schlicht nicht genug Hintergrundwissen, um das Sofa entsprechend einordnen zu können.

Ausnahmsweise mal ein bisschen Geschichte!

Wenn wir als Raumausstatter ein so eine Antiquität in die Finger bekommen, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir bei der Beratung die Historie im Blick behalten und dem Kunden zunächst keinen Art-Deco-Stoff für ein Empire-Sofa empfehlen. Diese Maxime galt natürlich auch in diesem Fall:  Im Laufe der Jahrhunderte – in diesem Fall ziemlich genau zwei – wurde das Sitzmöbel mehrfach überformt und neu aufgepolstert, so dass von den detailreichen Seitenlehnen der Urzustand bestenfalls zu erahnen war. Dem Blick des Kundigen jedoch eröffnete sich sofort, dass diese Rundungen an der Seite früher einmal Rollen aufgenommen haben mussten. Diese Erkenntnis, erleichterte dann auch die zeitliche Einordnung der Antiquität und deren Provenienz. Nach entsprechenden Recherchen kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass der Ursprung des Möbels preußisch ist, womit ein wunderbarer Bezug zu seiner neuen Bleibe im nach wie vor angesagten, wenn auch längst nicht mehr als Szenebezirk zu bezeichnenden, Prenzlauer Berg hergestellt ist. Wobei festzuhalten bleibt, dass ein derartiges Sofa auf keinen Fall in einem Arbeiterbezirk zu finden war, sondern in den Salons großbürgerlicher Wohnungen im wohlhabenden Südwesten Berlins.  Zeitlich gesehen, ist es ganz sicher nicht das „Biedermeiersofa“ als das es in der Auktion angepriesen wurde, sondern früher. Wir sprechen vom ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die legendäre Königin Luise weilte mir Sicherheit nicht mehr unter den Lebenden – sie starb bereits 1910 und auch Napoleon und seine Truppen, waren wohl schon aus Preußen vertrieben. Preußischer Klassizismus, ist hier wohl die angebrachte Klassifizierung – die Zeit also in die das Hauptwerk des großen Karl Friedrich Schinkel fällt.

Die Wiederauferstehung mit Hilfe von Experten

Das Schnäppchen stellte auf Grund der Tatsache, dass es ein nicht ganz alltägliches Sitzmöbel ist, insbesondere den Polsterer vor entsprechende Herausforderungen, nachdem ein sachkundiger Restaurator zunächst das gesamte Polstermaterial entfernt und alle Holzteile entsprechend behandelt hatte – dabei wurde darauf geachtet, dass das Sofa eine gewisse Patina behält und nicht überrestauriert wird.

Ein Outdoorstoff für ein Indoormöbel?

Wir von Adler Wohndesign haben unseren Kunden vor allem hinsichtlich der Wahl des Bezugsstoffes und der Posamenten beraten. Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, in der entsprechenden Fachliteratur nachzuschlagen und dann entsprechende Stoffe anzubieten. Die Herausforderung bestand jedoch darin, einen passenden Stoff zu finden, der der hohen Nutzungsfrequenz dieses neuen Prachtstücks in der Wohnung des Kunden gerecht wird. Bei seiner Neuerwerbung, machte uns der neue Besitzer deutlich, handelte es sich nicht um ein „Show-Möbel“, mit dem ein Salon aufgewertet werden sollte. Nein, das Prachtstück sollte die zentrale Sitzgelegenheit in seinem Wohnraum sein. Entsprechend würde auch das Nutzungsverhalten sein: tägliche Nutzung zum Sich-Unterhalten, zum Schmökern, zum Fernsehen, zum Kaffeetrinken usw. Letztlich haben wir uns zusammen mit dem Kunden für einen Stoff entschieden, der im Grunde für Terrassenmöbel gedacht ist. Von daher ist er besonders UV-unempfindlich, sprich lichtecht und sogar bis zu einem gewissen Grad wasserabweisend. Der Eigentümer führt einen gastlichen Haushalt und hat gerne Gäste – wie schnell ist da etwas verschüttet, was auf einem Seidenstoff möglicherweise dramatische Konsequenzen hätte. Was den Farbton angeht haben wir uns bewusst bedeckt gehalten. Zum einen sollte der Stoff eben auch in puncto Verschmutzung möglichst unempfindlich sein und zum anderen weder dem Sofa noch dem gesamten Raum die Show stehlen.

Posamenten – die unterschätzten Details

Unser besonderes Augenmerk galt in diesem Zusammenhang ohnehin den Posamenten, die hier in ihrer gesamten Bandbreite zum Einsatz kamen, was uns besonders begeistert hat, weil auch wir uns nicht alle Tage um so ein besonderes Stück kümmern dürfen. Endlich konnten wir aus unserem schier unerschöpflichen Angebot an Posamenten ein kleines Gesamtkunstwerk entstehen lassen. In diesem Zusammenhang vielleicht noch ein klärendes Wort zum Begriff „Posamenten“. Viele verstehen darunter lediglich „Quasten“, oder „Kordeln“, die meist als Raffhaltern um Gardinen drapiert werden. Dieses Einsatzgebiet ist zwar in der Tat ein sehr beliebtes, deckt aber nur einen Bruchteil dessen ab, was unter diesem Begriff anzutreffen ist. Unter Posamenten verstehen Raumausstatter und Dekorateure sogenannte „Besatzartikel“, die keine eigenen Funktion haben, sondern als reine Schmuckelemente, auf, in der Regel, textile Endprodukte, wie Uniformen, Kissen, Decken usw. aufgenäht werden. In unserem Fall konnten wir fast alle Elemente einer Serie einer renommierten französischen Posamenten Manufaktur zum Einsatz bringen: Von den Quasten, über die Borte bis hin zu den kunstvoll besponnenen Posamentenknöpfen. Aus Familienbesitz hatte unser Kunde noch ein altes Fußkissen, welches wir dann noch mit der aufwändigen Fransenborte aus der gleichen Serie, und damit perfekt zum Sofa passend, versehen haben.

Die gesamte Palette unseres Könnens als Meisterbetrieb für alle Maler- und Raumausstatterarbeiten in einer einzigen Wohnung!

Die perfekte Harmonie aller Details führt zu einem großartigen Gesamteindruck. Dieses Stück hat zu Recht den ganz großen Auftritt verdient. Letzterer, das wissen wir bereits,  ist ihm sicher! In diesem Kleinod von Wohnung in einer ruhigen Seitenstraße in Prenzlauer Berg, durften wir auch als Meisterbetrieb für alle Arten von Wandgestaltungen schon des öfteren tätig sein. Das ist immer ein besonderes Vergnügen, weil wir den Kunden als besonders aufgeschlossen und experimentierfreudig kennengelernt haben und wir von daher unser gesamtes Können in puncto Kreativität und Fachkompetenz zum Einsatz bringen dürfen. Eine Küchengestaltung ganz ohne Fliesen (außer auf dem Fußboden)? Geht nicht? Geht doch! Freuen Sie sich auf eine der kommenden Projektbeschreibungen – Encausto an der Wand in dem sich das Muster der Bodenfliesen wiederholt und Tadelakt anstelle eines Fliesenspiegels. Feuchträume mit Tapete –  ein No-Go!? Nicht für unseren Kunden! Ein spektakuläres Bad, das schon öfter dafür gesorgt hat, dass Besuchern die vielzitierte „Kinnlade runterfällt“, ist das Ergebnis. Mit unserem Blogbeitrag hinsichtlich des Einsatzes von dunklen Farben auch in Räumen mit prekären Lichtverhältnissen, haben wir ihn jüngst Blut lecken lassen . In absehbarer Zeit, werden wir in diesem Zusammenhang die oberen Räumlichkeiten seiner Maisonettwohnung im Gartenhaus eines typischen Gründerzeithauses genau nach diesem Prinzip neu gestalten – das Farbkonzept steht schon: 4 Wände und dazu vier verschiedene Farbtöne von Farrow& Ball. Wir von ADLER Wohndesign sind schon Feuer und Flamme und können das Ergebnis in Form einer geradezu überwältigenden Veränderung des Gesamteindrucks  kaum abwarten. Selbstverständlich lassen wir Sie auch an diesem Projekt teilhaben.